Eine besondere Beziehung: Marl und die Zuwanderung

Hans Ulrich Berendes, 2014

Die Verweise beziehen sich auf die Bibliographie am Ende des Textes

Dieser Text wurde ursprünglich geschrieben als Einleitung für die Dokumentation einer Ausstellung der Schüler der Oberstufen in Marler Gymnasien und Gesamtschulen. Diese Ausstellung stellte historische Interviews der Schüler mit ihren Eltern und älteren Verwandten vor sowie mit älteren Marlern, die von ihnen angesprochen worden waren und sich zur Verfügung gestellt hatten. Außerdem gehörte dazu eine Präsentation der Geschichte von Marl von den Anfängen bis zur Gegenwart.

 

Im Jahre 1958 waren 70% der Einwohner in der Stadt Marl zugezogen und nicht in Marl geboren.1)  Dies war das Ergebnis mehrerer Zuwanderungswellen. Sie wurden vor dem 1. Weltkrieg ausgelöst durch die Gründung der Zeche Auguste Victoria in Hüls und der Zeche Brassert, nach der später ein ganzer Stadtteil von Marl benannt wurde. Sie zogen auch in den 1920er und 1930er Jahren viele Menschen nach Marl. Darunter waren auch Ausländer. Die dritte Zuwanderungswelle wurde im Jahre 1938 ausgelöst durch den Bau der Produktionsanlagen  der Chemische Werke Hüls GmbH, dem heutigen Chemiepark Marl. Nach dem 2. Weltkrieg kamen Tausende von Flüchtlingen aus Schlesien und Ost- und Westpreußen nach Marl. 

 

Die kommunale Struktur und die wirtschaftlichen Veränderungen im Marler Raum

Marl stellt sich in den heutigen Grenzen erst seit 1926 dar und führt erst seit 1936 den Titel „Stadt“.

Vor 1926 gab es auf dem heutigen Marler Stadtgebiet dreierlei kommunale Organisationsformen:

1. Das Amt Marl mit den Gemeinden Marl (heute Alt-Marl), Polsum, Hamm-Bossendorf und Altendorf-Ulfkotte

2. Die Landgemeinde Recklinghausen hatte die Ortsteile Hüls und Lenkerbeck.

3. Der heutige Stadtteil Sinsen gehörte zu Oer.

 

Dies ist wichtig festzuhalten, weil die Quellen zu der Geschichte vor 1926 im Stadtarchiv Marl für das Amt Marl, im Stadtarchiv Recklinghausen für Hüls und Lenkerbeck und im Stadtarchiv Oer-Erkenschwick für Sinsen liegen. Die einzelnen Angaben können aber in ihrer Tendenz für den ganzen Raum der heutigen Stadt Marl gelten.

Die folgenden Einwohnerzahlen verdeutlichen die Zuwanderung und beziehen sich auf die Gemeinde Marl:

1906: 02.961 Einwohner

1910: 05.645 Einwohner

1914: 11.597 Einwohner2)

Dieser deutliche Anstieg nach dem Jahre 1906 ist auf die Gründung der Zeche Brassert zurückzuführen. Sie wurde ab 1905 abgeteuft und nahm im Jahre 1910 die Kohleförderung auf.

Daraus kann man ahnen, welche Anforderungen an die Marler Kommunalverwaltung im Hinblick auf den Bau von Straßen (am Anfang waren es unbefestigte Sandwege), Schulen, Krankenhäusern und Kulturangeboten innerhalb kurzer Zeit gestellt wurden. Sie waren kurzfristig nicht zu lösen. 


Text und Bilder oben aus :

Landesverkehrsverband Rheinland:

Rheinisch-Westfälisches Industriegebiet,

(o.J.)

vom Verlag geschwärzte Stellen aus Ausgaben der Jahre vor 1945


Die wirtschaftliche und topografische Ausgangssituation in der Gemeinde Marl, bevor die Zeche Brassert abgeteuft wurde.

Die Chronik von Marl aus dem Jahr 1843 beschreibt einen sozialen und wirtschaftlichen Zustand, der bis zur Gründung der Zeche Brassert kennzeichnend war:

  • Die Haupterwerbsquelle war der Ackerbau.
  • Wasserleitungen waren nicht vorhanden.
  • Die männliche Bevölkerung war zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung zum Wachdienst in Patrouillen verpflichtet.
  • Im Dorfe Marl gab es eine Feuerspritze mit Löschgerätschaften hingegen gab es in Polsum und Hamm nur Handspritzen.
  • In Polsum, Marl und Hamm gab es je eine Hebamme, einen Arzt hingegen nur in Marl.

Für Polsum, Hamm und Marl zusammen gab es einen Polizisten in Marl und zusätzlich noch einen Nachtwächter 3)  schilderte in den 1990er Jahren in mehreren Artikeln in der „Marler Zeitung“ die Ausgangssituation in Marl und den wirtschaftlichen Wandel durch die Ankunft des Bergbaus. Hier einige Zitate, die die damalige Situation anschaulich beschreiben und uns erlauben, uns ein Bild zu machen:

„In der kargen Marler Heide gab es nur kleine Kotten, die zur Bauernschaft Frentrop gehörten. Ihre Besitzer konnten sich und ihre Familien kaum ernähren. Als Tagelöhner mußten sie bei den größeren Bauern oder als Weber zu Hause noch hinzuverdienen, die Hausweber arbeiteten durchweg 15 Stunden am Tag.“ 5).

Große Sprünge durften sich die Marler Bürger, auch die Bauern damals nicht leisten. Der Boden gab zu wenig her und mancher Bauer sammelte sogar die Quecken seines Feldes, um für sein Vieh ein Notfutter zu haben. Diese wirtschaftliche Not, um nicht von Armut zu reden, drückte auch dem Dorfbild den Stempel auf.“6)

 „Es war vollständiges Neuland, welches es aufzuschließen galt. Wald und Heide, unterbrochen von wenig kultivierten Flächen und kleinen Gehöften charakterisierte die Gegend der Berechtsame (d.h. des Grundstücks, auf dem der Schacht Brassert abgeteuft werden sollte Anm. U.B.) Die Gemeinde Marl selbst stellte ein bescheidenes Kirchdorf dar, dieser Ort war nur mit der Pferdepost zu erreichen. Dichter Busch bedeckte den heutigen Schachtplatz (d.h. das Gebiet des heutigen Freizeitparks Marl und des Gewerbegebietes Brassert. Anm. U.B.), an dem östlich und westlich je ein Sandweg vorbeiführte, zum Teil so zugewachsen, daß es Mühe machte vorwärts zu kommen … Es [das Grundstück, Anm.U.B.] lag etwa 1,5 Kilometer nördlich der Gemeinde Marl, östlich an der Straße, die sich als unbefestigter Sandweg vielfach von Buschwerk eingeengt durch Wald und Heide nach der Lippe hinzog, es war die heutige Brassertstraße.“7)

So weit die Schilderung der Ausgangssituation. 


Loh(!)straße Alt-Marl 1910


Römerstraße Hüls und Pauluskirche 1908

Der soziale und wirtschaftliche Wandel in der Gemeinde Marl nachdem die Zeche Brassert die Kohleförderung aufgenommen hatte

Im Jahre 1905 begann man den Schacht abzuteufen und 1910 wurde die erste Kohle gefördert. In weiteren Artikeln schilderte Helmut Madynski die sozialen Veränderungen, die durch den Bau der Zeche Brassert eintraten:

„Binnen weniger Jahre vollzog sich so eine massive Umschichtung der Bevölkerung, so daß die hier geborenen Einwohner schon bald in der Minderheit waren.“8)

 

Eine ähnliche Situation hatte es im Jahre 1905 in Hüls gegeben, als die Zeche Auguste Victoria den Förderbetrieb aufnahm. Schon nach Hüls zogen so viele Menschen zu, dass die Zeche eine eigene Siedlung, die man „Kolonie“ nannte, für die Bergleute baute, weil einfach nicht genügend Wohnraum in dem ländlichen Gebiet vorhanden war. Gleiches geschah nach 1910 in Brassert. Soziale Spannungen blieben dabei nicht aus, sowohl in Hüls als auch in Brassert nicht.

Helmut Madynski betrachtet im Folgenden die sozialen Folgen für beide Zechen gemeinsam und weist darauf hin:

„Bergarbeiter aus den Marler Kolonien (d.h. den Zechensiedlungen Anm. U.B.) erzählen, daß sie früher, wenn überhaupt immer als letzte bedient wurden.“

Die Zugezogenen wurden von der eingesessenen Bevölkerung abgelehnt bis fatalistisch hingenommen, wie wir ein paar Zeilen weiter erfahren. Dort zitiert er einen Lehrer, der in der Chronik der „Aloysiusschule“ schrieb:

Bei den Zugezogenen handelt es sich um einen Menschenschlag mit anderen Sitten und Gebräuchen, an den wir uns eben gewöhnen müssen.“9)

 

Die Auswirkungen des Zuzugs waren durchaus wirtschaftlich positiv:

„Durch den Zuzug der Bergarbeiter und die gestiegene Kaufkraft war nicht nur eine zahlenmäßige Zunahme der Einzelhandelsbetriebe, sondern auch eine Steigerung der Umsätze und eine Erhöhung der Beschäftigtenzahlen in den Einzelhandelsbetrieben zu verzeichnen. So hatte sich das Bäcker- und Fleischerhandwerk zu einem Vollhandwerk entwickelt und deckte mit mittleren und kleineren Betrieben den Bedarf der neuen Bevölkerung. Alle übrigen Gewerbe wie Schneider, Schumacher, Sattler, Friseure usw. haben sich von der Verbindung mit der Landwirtschaft gelöst und sind selbständige Betriebe geworden. Andere sind neu hinzugekommen, so Mechaniker- und elektrotechnische Gewerbe. Im Jahre 1913 (also drei Jahr nach dem Beginn der Kohleförderung auf der Zeche Brassert, Anm. U.B.) eröffnete schließlich die Gewerkschaft Brassert 10) eigene Konsumanstalten, um ihre Kumpel mit preiswerten Lebensmitteln zu versorgen und so den Reallohn zu erhöhen. In der Folgezeit wurden in den ‚Zechendörfern’ Marl-Brassert und Marl-Hüls (also nach der kommunalen Gebietsreform von 1926, Anm. U.B.) immer mehr Geschäfte eröffnet.“11)  

 

Deshalb verlor das alte Zentrum in Marl, also Alt-Marl, seine Bedeutung als Einkaufszentrum.

Dazu kam im Jahre 1938 der Bau der Chemischen Werke Hüls GmbH (CWH) in der Drewer Mark, also wie zuvor bei den Zechen Brassert und Auguste Victoria „auf der grünen Wiese“. Nun gab es drei große Firmen in Marl, die Zechen Brassert und Auguste Victoria und die Chemische Werke Hüls GmbH. Fast alle ihre Mitarbeiter waren zugezogen. Für 1940 werden für die Zeche Auguste Victoria 6. 500 Mann angegeben (Siehe Anmerkung 18) für CWH sind für 1943 10.000 Mitarbeiter überliefert. Für die Zeche Brassert wird für das Jahr 1943 eine Belegschaft von 3485 Mann angegeben 13)  

 

Alle Zugezogenen lebten in Siedlungen, die von den Zechen Auguste Victoria (AV) und Brassert sowie den Chemischen Werken Hüls (CWH) errichtet worden waren. Damit waren sie gleichzeitig sozial gekennzeichnet. In den Zechensiedlungen gab es Straßen, in denen die Hauer und solche, in denen die Steiger wohnten. In der „Bereitschaftssiedlung“ der CWH wurden die Meister, Ingenieure, Kaufleute, Chemiker und höheren Angestellten in besonderen Straßen angesiedelt. Alle waren nicht in Marl geboren. Man konnte aus der Adresse erkennen, welche Stellung in der Hierarchie der beiden Zechen oder der CWH der Mieter innehatte, welche Gehaltshöhe er in etwa hatte, welche Ausbildung oder welches Studium er absolviert hatte und manchmal sogar auch wo er es gemacht hatte.


Die Zeche Brassert 1908 und 1955

(Bilder hier aus: Sawatzki, V., Ein Streifzug durch das Alte Marl, Erfurt 2008), und: H. Madynski, Archivbilder Marl, Erfurt 1998


 

Auch in welche Schule die Kinder gingen, war aus der Adresse ersichtlich, denn die Siedlungen waren für die ersten vier Jahre der „Volksschule“, heute Grundschule bestimmten Schulen zugeordnet.14).Anhand des Adressbuches der Stadt Dorsten von 1914, Abteilung Marl (also noch ohne die CWH) sind die Siedlungen aus den Adressen zu rekonstruieren. Dort werden viele Bergleute mit Adressen genannt. Wenn als Straßennamen die Brassertstraße, Piusstraße, Schachtstraße, Sickingmühler Straße, Koloniestraße genannt werden, ist davon auszugehen, dass sie bei der Zeche Brassert gearbeitet haben. Wenn „Polsum“ oder „Bertlich“ als Wohnort genannt wird, haben sie wahrscheinlich auf der Zeche Westerholt gearbeitet. Werden hingegen die Straßen Lipper Weg, Kinderheimstraße, oder Bergstraße genannt, haben sie wahrscheinlich bei der Zeche Auguste Victoria gearbeitet.

Eine Auszählung der genannten Berufe steht noch aus. Damit könnte man das Sozialspektrum von Marl im Jahre 1914 ermitteln. Genannte Berufe sind neben Bergmann auch Steiger, Landwirt, Schmied, Dienstmagd, Milchhändler, Bäcker, Bauer, Fuhrunternehmer, Schuhmacher, Klempner, Maurer, Rangierer, Schreiner, Knecht, Schlosser, Bahnwärter, Heizer, Drogist, Zimmermann, Kötter, Lehrer, Metzger, Kaplan, Arzt, Anstreicher.

Zuwanderung wirkt sich auf städtisch geprägte Aufnahmegesellschaften anders aus als auf agrarische und durch das Anerbenrecht geprägte

 

Von Zuwanderung war in dieser Zeit das ganze Ruhrgebiet betroffen, aber sie wirkte sich unterschiedlich aus. Weiter südlich in der „Hellwegzone“ gab es eine städtische Gesellschaft. Sie war seit dem Mittelalter vom Handel geprägt und es gewohnt, sich nicht nur auf neue wirtschaftliche Situationen einzustellen, sondern sie zu fördern. In Dortmund z.B. hatte die industrielle Entwicklung nicht nur früher begonnen, sie wurde auch von der Stadtgesellschaft getragen. Die Anfänge der Industrialisierung waren dort in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verzeichnen. Sie lösten aber noch keinen signifikanten Zuzug aus. Erst ab der Mitte des 19. Jahrhundert trat die Situation des massiven Zuzugs ein (vergleichbar mit Marl im 20. Jahrhundert). In Dortmund fanden die Zuwanderer eine soziale Hierarchie vor, die von oben nach unten in Schichten streng abgegrenzt war. Eine vertikale soziale Dynamik gab es kaum, aber die Ankömmlinge konnten entsprechend ihrem sozialen Status vom Fabrikbesitzer bis zum Arbeiter in „ihre“ Schicht aufgenommen werden.

 

„Die Personen und Familien, die jetzt [in der Mitte des 19. Jahrhdts. Anm. U.B.] vor allem hervortreten, … kommen … meist aus den Städten des märkischen und bergischen Sauerlands; und sie sind - zumindest was den Kern dieser Gruppe betrifft – Angehörige desselben Heirats- und Geschlechterkreises, in den eben auch die Alt-Dortmunder Familien einbezogen sind.“ 15)

 

In Marl hingegen wanderten die Investoren zu, (August Stein und Julius Schäfer kamen im Jahre 1897 aus Düsseldorf und gründeten die Zeche Auguste Victoria und im Jahre 1905 investierten August und Paul Stein, der Sohn von August Stein in die Zeche Brassert) ebenso die leitenden Angestellten und der überwiegende Teil der Arbeiter.16)

Die Zuwanderer stießen – wie geschildert - auf eine arme bäuerliche Dorfgesellschaft, die ihnen ohnmächtig und hilflos und deshalb häufig ablehnend gegenüber stand. Durch Jahrhunderte war sie durch das Anerbenrecht auf Fortzug und nicht auf Zuzug eingestellt. Das Anerbenrecht schrieb vor, dass nur einer den Hof erbte, entweder der jüngste oder der älteste Sohn. Dadurch blieben einerseits relativ große und damit wirtschaftlich sichere Höfe erhalten, andererseits blieb die Bevölkerungszahl gering. Die gesellschaftliche Situation war stabil und statisch, Anpassungen mussten nur wenige vorgenommen werden.

Im Gegensatz dazu werden in der Realerbteilung, z.B. im Rheinland, die Höfe unter den Erben geteilt. Dadurch werden sie immer kleiner, bis sie entweder schließlich unwirtschaftlich werden, - dann wandern auch hier die Eigentümer ab -  oder durch geschickte Heiraten wieder vergrößert bzw. wirtschaftlich gehalten werden. So führt die Realerbteilung zu einer Situation des Zuzugs und Wegzugs, also einer dynamischen Situation. Es geht um vielfältige soziale Anpassungen, weil ständig Verhandlungen geführt werden müssen, um zu wirtschaftlich tragfähigen Einheiten zu kommen.


Der Haupteingang der Zeche AV 1908 und 1956


Vor dem Bau der CWH sah die Landschaft so aus


Ausländer in Marl

Im Jahre 1923 ließ das Amt Marl (dazu gehörten wie oben erwähnt außer der Gemeinde Marl noch die Gemeinden Altendorf-Ulfkotte, Polsum und Hamm-Bossendorf aber nicht Hüls, Lenkerbeck und Sinsen) sämtliche Ausländer im Amtsgebiet fotografieren.17) 

Diese fotografische Sammlung verzeichnet 1600 Menschen aus 15 Nationen und dies zu einem Zeitpunkt, als die Zeche Brassert gerade rund 10 Jahre Kohle förderte. Die Mengen der zuziehenden Menschen traf in Marl auf eine durch das Anerbenrecht traditionell wenig bewegliche soziale Struktur. So blieb jeder in seiner Siedlung. Das verstärkte im Laufe der Zeit die Abgrenzung und Unbeweglichkeit.

Bergbau und chemische Industrie grenzen sich sozial in Marl ab

Dazu kam ab 1938 noch die Konfrontation des Bergbaus mit der chemischen Industrie durch die Ansiedlung der Chemische Werke Hüls GmbH (CWH) (ab 1953 AG, ab 1985 Hüls AG, heute Chemiepark Marl, Anm.U.B.). Sie wurde als gemeinsame Tochterfirma der IG Farbenindustrie AG (74% Anteile) und der Bergwerksgesellschaft Hibernia (26% Anteile) gegründet. Die IG Farbenindustrie AG war damals einer der weltgrößten Chemiekonzerne.18)

 

Zu ihr gehörte auch die Zeche Auguste Victoria. In kurzer Zeit wurden für die CWH ca. 3.000 Familien in Marl angesiedelt. Sie kamen von anderen Werken der I.G. Farbenindustrie AG, aus Schkopau, Leuna, Leverkusen und Ludwigshafen. Von der anderen Teilhaberin, der Bergwerksgesellschaft Hibernia, ist kaum Personal mit Familien nachzuweisen.

Die Schwierigkeiten mit dem Bergbau sind als Dokument greifbar in einem Brief der Unternehmensleitung der Zeche Auguste Victoria (AV).

Im September 1940 erfuhr der Vorstandsvorsitzende der I.G.Farbenindustrie AG Hermann Schmitz von der Unternehmensleitung der Zeche Auguste Victoria:

 

„Mit dem Auftreten der CWH ist die Gewerkschaft AV auf sozialem Gebiet an einen Wendepunkt gekommen. Im Bewusstsein der Bevölkerung sind beide Firmen als der I.G. Farbenindustrie zugehörig Schwesterwerke, während dies tatsächlich insofern nicht der Fall ist, als nur AV volles I.G.-Werk ist. In der Gefolgschaftsziffer [zur Zeit des Nationalsozialismus wurden Arbeitnehmer als „Gefolgschaft“ bezeichnet, Anm.U.B.] wird nach dem völligen Ausbau der CWH AV mit der heute schon erreichten Zahl von 6.500 Mann in der Bevölkerung das Übergewicht haben, wenn auch zur Zeit während des Baus die Chemischen Werke Hüls mehr Leute beschäftigen, die im übrigen zum großen Teil von auswärts kommen. (Hier sollte sich der Verfasser des Briefes irren, denn bei der Chemische Werke Hüls GmbH waren schon ab 1943 10.000 Menschen beschäftigt, Anm. U.B]….

Die Löhne werden verglichen, ebenso Wohnungen, die Urlaubsfrage, die Frage der Gemeinschaftsspeisungen auf dem Werk, die Werksfürsorge, die Feierabendgestaltung …. Das im Gegensatz zu der früheren Anregung von den CWH allein in unmittelbarer Nähe bei ihrem Werkseingang in Angriff genommene Kameradschaftshaus lässt ein solches bei AV naturgemäß schmerzlich vermissen.

Es hat den Anschein, als ob die CWH in ihren sozialen Einrichtungen und Maßnahmen sich an die Gepflogenheiten der chemischen Industrie, insbesondere der großen I.G.Werke halten [würden], und die Folge wird sein, daß in Marl/Hüls ein bevorzugter zufriedener Teil der Bevölkerung von einem weniger begünstigten, aber überwiegenden Teil um sein besseres Los beneidet wird.

Es ist unmöglich dieser Entwicklung, die eine ungesunde für die ganze Gemeinde sein wird, ruhig zuzusehen und nicht in Verbindung mit den öffentlichen Stellen Mittel und Wege für einen Ausgleich auf sozialem Gebiet zu suchen und damit Spannungen von größter Tragweite zu vermeiden.“19) 

 

Mit dem „Kameradschaftshaus“ ist das „Feierabendhaus“ gemeint. Es war besonders in der Kriegs- und Nachkriegszeit, in Einzelheiten noch bis in die 1970er Jahre, das soziokulturelle Zentrum für die Beschäftigten bei Chemische Werke Hüls GmbH und Chemische Werke Hüls AG. Es war Restaurant, Theater, Kinosaal, Konzerthalle und sozialer Treffpunkt nach der Arbeit. 

 

Die in dem Brief angesprochene Unzufriedenheit bekam die CWH in der Weise zu spüren, dass die Mitarbeiter sich nur unzureichend mit Lebensmitteln versorgen konnten. Am 24. Juli 1941 stellte der CWH-Geschäftsführer Hans Günther die Ernährungssituation folgendermaßen dar:

„Es könne keine Rede davon sein, dass unsere Familien in gleichem Maße wie die alteingesessenen Marler – insbesondere nicht mit Mangelware – bedient worden seien. Es hätte sich in unzähligen Fällen gezeigt, dass wir nicht nur der Menge sondern auch der Art nach schlechter versorgt werden als die Einheimischen.20).

 

Mit dieser Argumentation wurde die Einrichtung einer Werksgärtnerei durchgesetzt. Sie versorgte die Angehörigen der CWH bis nach dem 2. Weltkrieg mit Gemüse und befand sich in Drewer-Süd in dem Gebiet der heutigen Westfalenstraße. Außerdem versorgten zwei Bauernhöfe im Westen des Werkes die Mitarbeiter der Chemischen Werke Hüls mit Milch und Fleisch. Ihrerseits lehnte es die Chemische Werke Hüls GmbH ab, außer an die Werksangehörigen Gemüse an die übrige Marler Bevölkerung abzugeben. Bereits am 12. Juli 1941 hatte die „Kaufmännische Abteilung“ der CWH, der die Werksgärtnerei unterstand, in dem internen Nachrichtenblatt „Sammelnachrichten“ verfügt, dass sich die Käufer von Gemüse in der Werksgärtnerei in irgendeiner Weise als Zugehörige des Werkes ausweisen müssten, sei es durch die Badekarte für den Badeweiher, die Betriebssportkarte oder den Ausweis für die Werksbücherei. 21)

Die Spannungen zeigten sich noch in der späten Nachkriegszeit, im Vorfeld der Gründung der katholischen Pfarreien St. Josef und St. Michael in Marl-Drewer. Die Chronik der Pfarrei St. Josef berichtet für das Jahr 1951:

„In den ersten Wochen berief ich (Pfarrrektor Heinrich Marpe, Anm. U. B.) den Kapellenvorstand ein zur Fühlungnahme. Bei der Gelegenheit platzten sogleich scharfe Gegensätze aufeinander und mit Vorwürfen und Grobheiten wurde nicht gespart. Auf der einen Seite standen die Leute von St. Josef und auf der anderen Seite die „Bunaleute“.22)

 

Zu den freiwilligen und aus beruflichen Gründen Zugezogenen kamen in der Zeit des 2. Weltkriegs noch die Zwangsarbeiter. Beim heutigen Chemiepark Marl waren es rund 3.000 Menschen aus 17 verschiedenen Staaten. Auch auf der Zeche Auguste Victoria und der Zeche Brassert arbeiteten Zwangsarbeiter. Sie wurden nach den rassistischen Kriterien des Nationalsozialismus behandelt, d.h. den Arbeitern aus den westlichen besetzten Gebieten, wie den Niederlanden, Belgien und Frankreich ging es relativ besser als den Arbeitern aus Polen und der Sowjetunion. Sie standen am unteren Ende der Skala der Behandlungsweisen. 23)

Bemühungen um Integration angesichts weiterer Zuwanderung

Es war nicht so, dass man sich nicht um Abhilfe angesichts der sozialen Spannungen bemüht hätte. Schon in den 1920er Jahren hatte man einen Heimatverein mit einer eigenen Zeitschrift unter der Leitung des Lehrers Wilhelm Kessler gegründet. Dadurch sollte  das Bewusstsein gestärkt werden, regional in einer zeitlichen Kette von Ereignissen und Generationen zu stehen. Mit anderen Worten: Die Geschichte der Region sollte den Neuankömmlingen nahe gebracht werden. Sie sollten in der neuen Heimat verwurzelt werden.

Bezeichnenderweise wurde dies durch den erneuten massiven Zuzug in den 1930er Jahren unterbrochen und danach nicht fortgesetzt. Die zahlreichen Zuwanderer brachten aber auch noch ihre eigenen Kenntnisse von Generationen und Konsequenzen von regionalen Ereignissen mit, also ihr jeweils eigenes Bewusstsein. Es gelang nicht, beides zu berücksichtigen. Und bald darauf ging es im 2. Weltkrieg ums Überleben. Da fehlte einfach die materielle Grundlage, nämlich das Papier um Darstellungen von Lebens-, Herkunfts- und Ortsgeschichte aufzuschreiben. Sie wurden auch nicht als Mittel der Verständigung begriffen. Deshalb blieben die Gruppen weiterhin unter sich und isoliert.

 

Nach dem 2. Weltkrieg ging die Zuwanderung weiter. Zunächst kamen - wie eingangs erwähnt - zahlreiche Heimatvertriebene aus Schlesien und Ost- und Westpreußen. Ab den 1960er Jahren zogen zunächst aus Italien, Spanien und Portugal, ab den 1970er Jahren auch viele Menschen aus der Türkei nach Marl. Ab den 1980er und 1990er Jahren kamen dann noch die „Aussiedler“ und „Spätaussiedler“ aus Osteuropa. Dazu kamen noch Kriegsflüchtlinge aus Vietnam, Sri Lanka und anderen politischen Brennpunkten auf der Welt. Teile ihrer Lebensgeschichten und Schwierigkeiten, mit denen sie sich auseinander setzten mussten, werden in den Interviews in diesem Buch dargestellt. 

 

Für diese Zuwanderer und auch für die tief sozial getrennten ansässigen Einwohner wurden in den 1950er Jahren umfangreiche Maßnahmen u.a. auf kulturellem Gebiet eingeleitet, z.B. die Einrichtung einer der Volkshochschule die „insel“, der Stadtbibliothek und dem Bau des Theaters. Dadurch wurden Treffpunkte geschaffen, die zu einer Integration beitragen konnten. Dabei wurden zahlreiche Bereiche berücksichtigt: Philosophie, Soziologie, modernes Theater, Film und Fernsehen (der Adolf-Grimme-Preis wurde gestiftet), Sprachen, Fotografie. Die Geschichte der Gegend von Marl wurde in Vorträgen und Exkursionen angesprochen24), um die Menschen in ihrer neuen Umgebung zu verwurzeln. Das hatte aber keinen Erfolg, wie sich noch nach Jahrzehnten zeigte. Als die „insel-VHS“ zu Beginn des 21. Jh. Wanderungen zu den historischen Orten in der Umgebung von Marl anbot (z.B. „Die Lippe als Grenze im 12. Jh.“, von der Kirche Heilig Kreuz in Hamm-Bossendorf nach Flaesheim, von dem ehemaligen Kloster Leuchterhof – zwischen Polsum und Marl – zum Heimatmuseum in Alt-Marl, von dem Gebiet „Burg“ zur Loemühle) wurde das als etwas völlig Neues aufgenommen. Solche Wanderungen hatte es aber bereits in den 1950er Jahren gegeben. Auch die Realschulen und die Gymnasien dienten der Integration.

Die Geschichte der Menschen, die gekommen waren, wurde nicht thematisiert

Nach dem Motto „Suche die Geschichte, wo Du lebst“ verfolgte das vorliegende Projekt den Ansatz der Familien- und Ortsgeschichte. Es machte den Schülerinnen und Schülern durch ihre eigenverantwortliche Arbeit bewusst, dass sie selbst in einer Generationenkette stehen (deshalb die Fragen innerhalb der Verwandtschaft oder bei Älteren nach der Herkunftsgeschichte), dass andere Menschen Teil einer Lebenskette sind (deshalb die Interviews anderer Personen) und dass Marl in einer zeitlichen Kette steht (deshalb die Präsentation zur Marler Geschichte). Als Ganzes ergibt das ein historisches Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler.

Durch das biografische Lernen kann man sich die Geschichte persönlich bewusst machen und ist deshalb auch daran interessiert.

 

So liegen erste Anzeichen für ein öffentliches historisches Bewusstsein in Marl vor, denn daraus folg(t)en öffentliche Präsentationen. Sie zeigen, dass Gruppen sich quellenmäßig gesicherte Darstellungen erstellen. So kann ein gesichertes historisches Wissen über Marl sich bilden, und die Marler können es aufnehmen und sich zu Eigen machen. Dabei sind die gegenwärtigen Marler nicht durch die Vergangenheit festgelegt, um die Zukunft zu gestalten. Die Kenntnis der Vergangenheit kann aber die Gegenwart erklären und die Umstände und Bedingungen einer Veränderung verdeutlichen. Wenn man also weiß, unter welchen Bedingungen die Stadtteile Hüls, Brassert und Drewer entstanden sind, heißt das nicht, dass die Trennungslinien zu erhalten sind, sondern es werden die Umstände deutlich, die zu verändern sind, um die Stadtteile näher zusammen zuführen.

 

Anmerkungen:

 1)siehe hierzu und zum Folgenden, Ulrich Brack, Hermann Dorpmund, Walter Sethe, Anton Winter, 50 Jahre Marl, S. 65

2) Angelika Müller, Sie kamen für Brot und Arbeit und brachten ein Stück Heimat mit, S. 40

3). Stadtarchiv Marl, Chronik der Bürgermeisterei Marl, 1843, S. 165, 153, 133, 135,137:  147; In der Chronik wird auf S. 8 festgehalten: „Die Bemühungen des jetzigen Bürgermeisters [!] zur Geschichte der Vorzeit irgendeinen chronologischen Verbund geschichtlich aufzuhellen, können nur fruchtlos bleiben.“

Im Weiteren erklärt der Bürgermeister [Carl Bölling: Anm. U.B.], dass weder Pfarrer noch Geistliche an den Marler Kirchen und der Schule Aufzeichnungen über historische Ereignisse geführt hätten, und dass die Marler als bäuerlich geprägte Menschen auch kein Interesse daran gehabt hätten. [In einigen Darstellungen wird Carl Bölling als „Amtmann“ bezeichnet. Der Unterschied ist nicht aufzuklären Anm. U.B.]]

4) Hierzu sei nur auf seine zweibändige chronologische Übersicht zur Geschichte von Marl verwiesen: Bd.1 Marl, Frühgeschichte bis 1914, Marl 1993 und Bd.2, Marl 1914-1974, Marl 1994

5). Helmut Madynski, Mit der Zeche kam die Siedlung, in: Marler Zeitung, 3. Dezember 1997, S. 3 (eigene Zählung)

6) Helmut Madynski., In die Welt fuhr der Pferdeomnibus, in: Marler Zeitung, 12. Januar 1999, S. 6 (eigene Zählung)  

7) Helmut Madynski., Marl wie es wurde, in: Marler Zeitung, 9. September 1997, S. 5 (eigene Zählung)

8) Helmut Madynski., Marl wie es wurde, in: Marler Zeitung, 8. Juli 1977, S. 4 (eigene Zählung)

9) siehe auch zu dem vorherigen Zitat: Helmut Madynski, Marl wie es wurde, in: Marler Zeitung 8.Juli 1997, S. 4, (eigene Zählung)

10) Der Ausdruck „Gewerkschaft“ bezeichnet hier eine im Bergbau übliche Form der Aktiengesellschaft. Dabei werden die Anteile namentlich vergeben und Verluste müssen die Anteilseigner durch anteilmäßige Zahlungen, „Zubußen“ ausgleichen.

11) Helmut Madynski, Schüppen bekamen „Marler Schliff, in: Marler Zeitung, 23. Februar 1999, S. 6, zum zeitlichen Ablauf der Inbetriebnahme der Zeche Brassert siehe Ludger Südhof, Chronik der Zeche Brassert, S. 27-29 

12) siehe Erker/Lorentz: Chemie und Politik, S. 324

13)Südhof, Chronik der Zeche Brassert, S.117

14) zur Geschichte des Schulwesens im Amt Marl, siehe Anne Christine Ratajczak, Vom Amt zur Stadt: Polizei und Schulwesen in Marl im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, S.72-93.

15).hrsg. Stadtarchiv Dortmund, Geschichte der Stadt Dortmund, S. 248

16) Helmut Madynski, Bd. 1: Marl, Frühgeschichte bis 1914, S. 233, 243, und 248;

zur Gründung der Zeche Brassert siehe besonders Ludger Südhof, Chronik der Zeche Brassert, S. 12

17) Stadtarchiv Marl, Melderegister 1923, Amtsarchiv Marl I: Nr. 162;  Angelika Müller hat die fotografische Sammlung grundsätzlich ausgewertet in ihrer Darstellung: “Sie kamen für Brot und Arbeit und brachten ein Stück Heimat mit“, S. 44; darin werden auch die sozialhistorischen Ereignisse dieser Zeit dargestellt, s.o. S. 42-46

 

Durch die Zeitläufe nach dem 1. Weltkrieg wurden ethnische Gemeinschaften auch bürokratisch in Deutschland als Ausländer sichtbar. Aus der zusammengebrochenen k[öniglich ungarischen] . und k[aiserlich österreichischen]. Monarchie entstanden neben Österreich die Nationalstaaten Tschechoslowakei, Ungarn und das seinerseits multiethnische Jugoslawien. Polen wurde wieder gegründet.

Vor 1914 (dem Beginn des 1. Weltkrieges) waren die Zahlen etwas anders, weil z.B. die 801 Polen nicht als Ausländer gerechnet wurden, denn es waren Menschen aus den preußischen Ostgebieten, und sie zählten als Deutsche, ebenso die vier Danziger. Die 386 Böhmen und sieben Ungarn wären zusammen mit den 260 Österreichern als Angehöriger der k. und k. Monarchie gezählt worden. So hängt die Ausländerstatistik immer vom Zeitpunkt ihrer Erhebung ab. Aber immerhin gibt sie einen Eindruck über die Vielfalt der ethnischen Zugehörigkeit der Zugewanderten in Marl schon zu dieser Zeit.

18) zur Gesamtgeschichte der I.G. Farbenindustrie ist immer noch zu empfehlen: Gottfried Plumpe; Die I.G. Farbenindustrie AG, Wirtschaft, Technik und Politik 1904-1945, Berlin 1990

19) zitiert nach Erker/Lorentz, Chemie und Politik, S. 295 f. Bei diesem Zitat bleibt der Absender des Briefes unklar. Zwar war Paul Stein im Jahre 1939 als „1. Direktor“ und Generalbevollmächtigter zurückgetreten, sein Nachfolger wurde G. Schmid. Paul Stein blieb aber Mitglied des Grubenvorstandes. Siehe dazu: Gewerkschaft Auguste Victoria, Das AV-Buch, S. 228 f: nach einer telefonischen Nachricht von Herrn Ludger Südhof hieß der „1. Direktor“ Gustav Schmidt

20). zitiert nach Hans Ulrich Berendes, Industrie und Zuwanderung in Marl am Beispiel des Chemieparks Marl, S. 132

21) Evonik Industries AG, Konzernarchiv Standort Marl, Sammelnachrichten 12. Juli  1941, S. 2

22) Chronik der Pfarrei St. Josef, S. 115

23) nach der rassistischen Ideologie galten sie als „Untermenschen“. Zu der Problematik der Zwangsarbeiter in Marl siehe ausführlich: Ulrich Brack, Der „Ausländer-Einsatz bei den Chemischen Werken Hüls während des Zweiten Weltkrieges, und ders.: Herrschaft und Verfolgung, Marl im Nationalsozialismus,

Bernhard Lorentz/Paul Erker, Chemie und Politik, S.312-333

24) Bert Donepp, Für ein kulturelles Stadtbewusstsein, S. 136

 

Ungedruckte Quellen:

Evonik Industries AG, Konzernarchiv Standort Marl, Sammelnachrichten 1941, maschinenschriftlich, vervielfältigt 

Pfarramt der katholischen Kirchengemeinde St. Josef, Marl, Chronik der Pfarrei St. Josef, handschriftlich, ungedruckt

Anne Christine Ratajczak, Vom Amt zur Stadt: Polizei- Schulwesen in Marl im ersten Drittel des 20 Jahrhunderts, Hausarbeit zur Erlangung des Grades einer Magistra Artium der philosophischen Fakultät der Universität Münster, 2003, maschinenschriftlich ungedruckt

Stadtarchiv Marl X.C.5.Chronik der Bürgermeisterei Marl, 1843, handschriftlich ungedruckt

 

Gedruckte Quellen und Darstellungen:

Hans Ulrich Berendes:   Industrie und Zuwanderung in Marl am Beispiel des Chemieparks Marl, in: hrsg. Hans Ulrich Berendes, Renate Strauch, Im Vest angekommen!?, Marl 2011, S.77-91

Ulrich Brack, Der „Ausländer-Einsatz bei den Chemischen Werken Hüls während des

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Ders.            Herrschaft und Verfolgung, Marl im Nationalsozialismus, Essen 1986

Ulrich Brack, Hermann Dorpmund, Walter Sethe, Anton Winter, 50 Jahre Marl, in Marler Jahrbuch, 10: 1986, S. 7-140

Hrsg. Bert Donepp, Für ein kulturelles Stadtbewusstsein, Beiträge der Erwachsenenbildung am Beispiel der Insel Marl, in: hrsg. Pädagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul-Verbandes Dokumentationen zur Geschichte der Erwachsenenbildung, Bad Heilbrunn/ Obb. 1992

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Bernhard Lorentz, Paul Erker; Chemie und Politik, die Geschichte der Chemischen Werke Hüls 1938-1979, München 2003

Helmut Madynski,          Marl, Frühgeschichte bis 1914, Marl 1993

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Marl wie es wurde, in: Marler Zeitung,

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                              Mit der Zeche kam die Siedlung, in: Marler Zeitung, 3. Dezember 1997

                              In die Welt fuhr der Pferdeomnibus, in: Marler Zeitung, 12.Januar 1999

                              Schüppen bekamen „Marler Schliff“, in Marler Zeitung, 23. Februar 1999

Angelika Müller, Sie kamen für Brot und Arbeit und brachten ein Stück Heimat mit, in: hrsg. Hans Ulrich Berendes, Renate Strauch, Im Vest angekommen!?, Marl 2011, S. 36-60

Hrsg. Stadtarchiv Dortmund, Gustav Luntowski, Günter Högl, Thomas Schilp, Norbert Reimann, Geschichte der Stadt Dortmund, Dortmund, 1994

Stadtarchiv Marl, A./0, Adressbuch der Stadt Dorsten und der Ämter Lembeck-Altschermbeck, Marl, Kirchhellen, der Gemeinde Gahlen und der Stadt Schermbeck, 1914, Fotokopie der Abteilung „Marl“

Ludger Südhof, Chronik der Zeche Brassert, Marl 2010