das kirchspiel Marl 1782 und seine einwohner

Bauern, Kötter, Heuerlinge im 

17./18. Jahrhundert

Heinrich Schröers Bauernhof 1613,

Zeichnung, (gefunden in: Vestisches Lagerbuch 1660, W. Burghardt, zwischen S.189/190)

Unten ist der "Lenkeler Bach (im) Westen" zu erkennen, links ist Norden. Außerhalb des umzäunten Hofes sieht man rechts 2 Felder (Kamp) und 2 Wiesen (Wische). Der Hof mit "Wirtschaftsgebäuden" ist mit Eichen umgeben.


Kirchspiel Marl 1782 mit Drewer, Frentrop, Lippe:

Namen der Einwohner und der jeweiligen Grundherren, unterteilt auch nach Bauern, Köttern und Heuerlingen und Anzahl der Knechte und Mägde, Pferde, Hornvieh, Schafherden.

(Die Namenslisten sind aus:  Ulrich Leushacke: Vest Recklinghausen 2006, Seiten 50 - 61)



Ein Vergleich mit dem Vestischen Lagerbuch, (Leushacke S.314)

1782: Namen der Einwohner des Dorfes Marl im Kirchspiel Marl


 Das Dorf Marl bestand 1782 aus 57 Häusern in denen

126 "alte oder Eltern" und 122 Kinder lebten. Dazu kamen

7 Knechte und 19 Mägde,

8 Pferde und 108 "Hornvieh" (Kühe).

In 11 dieser Häuser lebten

18 "Heuerlinge" (Tagelöhner) mit 8 Kindern,

2 Knechten und 1 Magd sowie

4 Kühen, ohne Pferde.

1er war frei (ohne Grundherr), 1er gehörte zum Armenhaus, die Übrigen verteilten sich auf andere Ansässige im Dorf.

Im gesamten Dorf gab es keine Schafe (bzw. -herde).

 

in den übrigen 46 Häusern lebten

33 Freie, 3 gehörten zum Haus Loe, 3 zum Haus Lüttinghof,

16 gehörten zum Pastorat.

1 Freier (Wilm. Reüter) hatte 2 Anteile am "Buschgrund", (Marler und Drewer Mark).

Niemand wird als "Bauer" bezeichnet.

Das ist für z.B. Frentrop oder Drewer anders: (vgl. weiter unten).

Bekannte Namen: z.B. Haumann, Wehling, Börmann, Real, Besken, Overdick, Wessel, Erwig.

 


Frentrop 1782

zu Frentrop: Hier gab es also 156 "Eltern" mit 125 Kindern in 66 Häusern,

36 Knechte und 26 Mägde,

63 Pferde und 222 Kühe (!), 105 davon bei den 19 Bauern.

Die 19 Bauern hatten 14 Schafherden, die Kötter hatten keine.

15 hatten Anteile am Buschgrund (Marken), ein gewisser Große Uphoff (Ophoff) allein 8. 

(Dieser hatte auch die meisten Kühe, nämlich 11).

Er "gehörte" dem Kurfürsten. 

2 Bauern waren frei, 2 gehörten zu "Loe".

Von den 45 Köttern waren 7 frei, 3 gehörten  zu "Loe".

Einige gehörten zu Frentroper Bauern, z.B. 3 zu Vortmann (Kurfürst), 2 zu Bühne (Xanten), 1 zu Große Ophoff (Kurfürst), 1 Börmann (Pastorat)

1er hatte 1 1/2 Anteile an der "Gemeinheit" (Rottmann).

Von den 2 Heuerlingen hatte 1er eine Kuh.

"Kirchlich" abhängig waren 10 ( Pastorat Marl und Vikarien in Marl und Recklinghausen).

Es gehörten zum Kurfürsten: 12

Heute noch bekannte Namen:

 Vortmann, Börmann, Uhlenbrock, Ader, Averdick, Berger, Leineweber, Große Ophoff, Rottmann, Hesterkamp, Sengelhoff, Breuker, Rademacher, Böcker.

 


Zu Lippe: 110 Eltern mit 105 Kindern in 45 Häusern.

1 Bauer war frei, 2 Kötter waren frei.

Von den 17 Bauern gehörten 4 dem Kurfürsten, von 22 Köttern 11.

Loe gehörten 1 Bauer und 1 Kötter (beide hießen Wermlinghoff, einer der beiden "hatte" einen Heuerling, Ahmann, ein anderer Ahmann hatte selber einen Heuerling, B. Bellhustede; ein Kötter Bellhustede hatte einen A. Bellhustede als Heuerling...)

14 der 17 Bauern hatten 1 Schafherde, 4 Bauern hatten 23 Anteile am Buschgrund, 

alle Bauern,  Kötter und selbst die 6 Heuerlinge hatten Kühe, insgesamt 165.

Bekannte Namen: Lohoff, Brinkmann, Fallböhmer, Ahmann, Bellhustede, Bussmann, Hawig, Baumeister, Letting (siehe Lettingstraße), Weier...  


Drewer 1782

Also Drewer 1782: 163 Erwachsene und 140 Kinder in 68 Häusern.

Auch hier hatten nur 5 Bauern (von 21) Anteile am Buschgrund in der Drewer Mark,

Altrogge und (der) Schulte jeweils 11.

Bis auf 3  hatten alle Bauern eine Schafherde. 

Kötter (42) und Heuerlinge (5) hatten keine Schafe.

Das Holz in den Marken war weg (Drewer und Marler Mark),

die Marken wurden nur noch zum Hüten (Hude) von Schafen genutzt.

Die meisten Kühe hatten die Bauern (127),

davon allein Altrogge 11, Schulte und Hustede jeweils 10. 

Insgesamt gab es 258 Kühe, auch 2 Heuerlinge hatten jeweils 1 Kuh.

(Nur) 3 Kötter von 42 werden als frei bezeichnet, bei den Bauern gab es 1 Freien.

Dem Kurfürsten gehörten 3 Bauern und 9 Kötter, dem Kölner Domkapitel 1 Bauer,

der Kirche Marl 1 Kötter.

Zu Loe: 9 Bauern und 4 Kötter, dazu kamen die auf dem Hofgrund ansässigen 9 Kötter.

Bemerkenswert finde ich die große Zahl der Kötter, die einem Bauern(-)Hof angehörten:

Zu Altrogge allein 9, Schulte Drewer hatte 3 (z.B Golberg/Freerbruch. dieser hatte keine Kinder, keinen Knecht und keine Magd, aber 4 Kühe).

Ein anderer Golberg gehörte zu Heierhoff. Diese 3 bäuerlichen Grundherren (bzw. die Höfe) gehörten dem Kurfürsten.

Bekannte Namen: Heierhoff(-straße),Averdick (Overdyck), Aver(Over-)beck, Drewer natürlich,

Gol(d)berg (aufm Frehrbroik= Freerbruch), Dreß(Drees), Lehmkühler, 

 Hesterkamp, Baumeister, Hoffmann, Tewes, Breucker, Schäpertöns,

Wellmann, Wessels, Hinse(nkamp), Schulte...


Zusammenfassung Kirchspiel Marl 1782: (Marl, Frentrop, Lippe und Drewer)

 1232 Personen, 209 Pferde, 753 Rinder und 45 Schafherden.

(siehe unten)


Hüls: Da in der Bauerschaft Natrop-Hüls ebenfalls noch Namen verzeichnet sind, die zu Marler Grundherren gehörten, folgen diese hier:

Hüls (gab es als Ortsnamen erst ab 1910) gehörte nicht zum Kirchspiel Marl. 

Hier lebten  75 "Eltern" und 58 Kinder in 31 Häusern, mit 13 Knechten und 9 Mägden.

Es gab 11 Schafherden und 116 Stück "Hornvieh", sowie 3 1/2 Anteile an der Hülsberger Mark und 2 an der "Lenkeler Mark". (Die Anteile nannte man damals "Scharen".)

Auch gab es hier "Marler Grundherren":

Zu Loe gehörten 1 Kötter, 1 Halbbauer und 1 Bauer. An diesen Bauer Höving erinnert heute noch die Straße Höwingsfeld.

Dem Bauern Altrogge aus Drewer gehörte 1 Kötter Oligmüller,

in den 60er Jahren gab es in Marl-Hüls ein Schuhhaus dieses Namens.

Bauer Overbeck aus Drewer hatte ebenfalls 1en Kötter.

Matena wird hier als kurfürstlich geführt, wird in anderen Quellen aber auch als

"zu Loe gehörig" geführt. Der heutige Wald Matena wird vielen Marlern bekannt sein.

Brune gibt es heute noch als Bauernhof.

An Bauer Ovelhey erinnert der heutige Ovelheyder Weg Richtung Lenkerbeck.

Bauer Lueg ist verewigt im Haus Lueg in Lenkerbeck, der Familienname ist verbreitet. 

und der Name Ebbinghaus ist heute auch noch zumindest in Sinsen und Lenkerbeck bekannt.

Der Name eines Heuerlings taucht im Straßennamen Hülsmannsfeld wieder auf.

Auch aus Frentrop sind die Namen Rademacher und

Ader bekannt (siehe oben unter Frentrop, Kötter bzw. Bauer). 


Ablösungen 

3 Beispiele im Marler Raum: (gefunden bei Schüpp, S.103 - 105.)

Ab 1808/1811 waren im Vest alle persönlichen Dienstleistungen (z.B. Hand und Spanndienste) sowie die Leibeigenschaft und das Lehenswesen abgeschafft worden. 1814 wurde im jetzt preußischen Vest das französische Recht wieder aufgehoben. 1825 bzw. 1829 konnten alle (wieder-)bestehenden Verpflichtungen durch Bezahlungen des erst 18-dann 25fachen Betrages abgelöst werden. Wer das nicht konnte oder wollte ,bezahlte mit Land.

Es gab Bauern, die "...geglaubt hatten, dass (die Dienste) durch die französische Gesetzgebung abgeschafft worden seyn...". Sie mussten für die Zeit zwischen 1811 und 1824 nachzahlen.

Gewinner war der Herzog von Arenberg...


Entwicklungen nach 1815 bis 1900: Bevölkerung, Handwerk und Gewerbe:

(aus: Lowinski, H., Städtebildung in industriellen Entwicklungsräumen, Recklinghausen 1964, S.59, 56 und 57)

(aus: Lowinski, H., Städtebildung in industriellen Entwicklungsräumen, Recklinghausen 1964, S.59, 56 und 57)