Judith von Loe

Judith von Loe, eine Tochter Dietrichs und Idas von und zum Loe, geb. Freifrau von Gent zu Oyen, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lebte, ca. 1650 geboren, am 3.8.1723 gestorben und evangelisch begraben.

 Das Bild soll eine ca. 20-jährige mit einer Brünne (einem Körperschild) bekleidete Judith zeigen, mir (KM) scheint sie hier deutlich jünger als 20 zu sein... 

(Was bedeutet der Apfel?)

(Dieses Bild einer gerüsteten Judith könnte die Entstehung der Legende der "Wilden   Hummel" begünstigt haben...

Q: hier aus: Madynski, Marl- Frühgeschichte bis 1914, S.126, 1993)

Vgl. auch den Zeitungsartikel unten, "Geheimnis...")

 

(Artikel zur Verfügung gestellt von B. Schlehäuser).

 

Anmerkungen (KM):

(Abgesehen von der falschen Schreibweise (richtig: Pfeiffer):

"...um 1670...": Die Person scheint deutlich jünger zu sein als 20. Um 1670 ist Judith tatsächlich ca. 20 Jahre alt, aber mindestens 1671 war sie in Wesel bei der evangelischen Willibrord-Gemeinde (siehe unten). Ein Beleg für den Zeitpunkt der Entstehung fehlt (natürlich).Das Bild selber ist anscheinend auch nicht mehr zu finden, weder im Museum, noch beim Heimatverein.

Laut Aussage des "Museumswartes" Pfeiffer im Artikel: "...gut 130 Jahre später ...(schrieb)... ein Unbekannter..."  auf die Rückseite des Gemäldes, (also ca.1800): "...Reiteroffizier in schwedischen Diensten..., ...starb als Eremit..."

Zu diesem Zeitpunkt kann dieser Unbekannte eigentlich nur der angebliche Autor der angeblichen Familiengeschichte Loe, Friedrich von Krane (1810), gewesen sein.

Dieser wird auch in anderen Texten immer wieder als Zeuge, auch z.B. des Schlosses "Loe" angeführt.

Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt keinen Friedrich von Krane, auch kein Buch "Führe uns nicht in Versuchung": Erst 1873/74 schrieb ein Friedrich v. K. (romanhaft) über zwei westfälische Adelsfamilien nachdem wahrscheinlich er im "Rheinischen Antiquarius" von Stromberg 1863 zu seiner Familiengeschichte veröffentlicht hatte (s.u.)

1800 war Judith seit 77 Jahren tot, sie starb 1723 nicht als Eremit in der Eifel, sondern bei der Familie ihrer ebenfalls evangelischen Tante Elbrecht in der Nähe von Dortmund. (Siehe unten: Taufpatin 1720, Grabstein 1723):

Um 1800 befand sich das Haus Loe in der Hand der Familie von Krane, verheiratet mit einer v. Wydenbrück-Erbin, Maria Anna. Aus dieser Familie Krane stammt die Erfindung der "Wilden Hummel" durch einen Friedrich von Krane, spätestens veröffentlicht 1863 im Rheinischen Antiquarius. 

Weiter zu H. Pfeiffer (jetzt zu Loe und Dorneburg):

Ein "Loe zu Dorneburg" war ca. 100 Jahre früher (richtig: vor 1600) als Vetter in Haus Loe eingeheiratet, bereits Judiths Großvater Johann war ein von Loe zum Loe. Judith war also durchaus auch wieder eine "zum Loe".

(Haus Dorneburg war zu dieser Zeit, seit 1669, bereits "Strünkede" nach Heirat der letzten Erbin "Loe-Dorneburg").

 

Der hier auf der Rückseite des Bildes angeführte "Schwager" hieß weder Dieter, damit hat Herr Pfeiffer recht, noch Dietrich, (aber auch das ist falsch, Herr Pfeiffer), sondern "Christoph Paul" und war erstens kein Freiherr und zweitens zum wahrscheinlichen Zeitpunkt der angeblichen Besetzung (1705?) des Hauses Loe bereits tot, nämlich seit 1698.

In diesem Jahr 1705 starb aber der damalige "Dominus" des Hauses, nicht Wydenbrück, sondern ein Bruder (Theodor "Dietrich" Josef) von Judith. Sie hatte also jedes Recht, im Haus Loe zu sein.

 

(Da weder Wydenbrück noch seine Frau Wilhelmina, eine Schwester der Judith, in den Sterbefall-, Heirats- und Taufregistern (ab 1672) der St. Georg Pfarrkirche erscheinen, sind sie wohl nicht in Marl gestorben, haben hier anscheinend auch nicht geheiratet und nicht gewohnt, anders als seine/ihre Nachkommen).

 

Zu den weiteren Korrekturen des Herrn Pfeiffer:

Richtig ist natürlich, dass der 30jährige Krieg vorbei war, falsch ist mal wieder: "...schwedische Besatzungstruppen...". Diese waren zur Zeit von Judiths Geburt (ca. 1650) abgezogen.

Ein weiteres Rätsel ist "Knoblauch v. Hatzfeld/Treysach, an anderer Stelle (im Marler Jahrbuch)"Knoblauch v.Hatzbach im Hannoverschen" (Name im Antiquarius) als jetzige (?) Eigentümer des Gemäldes. Die Hatzfeld - Familie erscheint allerdings als Heiratsverbindung bei der Loe-Familie von Schloss Wissen (bei Kleve). Ob der "Niederrhein" sich auf diesen Zweig der Familie Loe bezieht? Auf Nachfrage in Wissen gibt es in jenem Archiv keinen Hinweis auf Judith von und zum Loe.

 

(vgl. auch die Seite "Verbreitung...")

 


Ein Ausschnitt (Kopie) aus dem Abendmahlregister der Willibrord- Gemeinde (evangelisch) in Wesel...

Ausschnitt mit der Erwähnung "Juffer Judith von Loo" des Abendmahlregisters Willibrordi in Wesel vom 29.3.1671


Das Taufregister St.Georg erwähnt Judith von Loe 1720 als Patin ("patrini fuerunt") von Franz Christoph Ludwig Mauritius, Sohn der Christina Antonetta Joanna Frau von Wiedenbrück zum Loe, geborene Freiin von KettelerKetteler, Nagel zu Welingen und Koppenstein zu Mandel (d.i. der Mann von Ida, einer Schwester von Judith und gemeint mit Mandte...) sind verwandt bzw. verschwägert mit der Loe-Familie, wenn auch nicht direkt mit Judith. (Auch 1716 erscheint Judith als Patin, lässt sich aber vertreten...Sie kann also unmöglich "geächtet" gewesen sein.)

Ebenfalls 1720 anwesend als Pate war, direkt vor Judith von Loe erwähnt, der Freiherr von Hoete Herr von Westhausen (und Wischling), wo der Grabstein der Judith v. Loe errichtet (?) bzw. gefunden wurde: Das kann man als Indiz nehmen für den letzten Aufenthaltsort der Judith von und zum Loe. Dort war ihre Tante Elbrecht verheiratet mit Hoete, sie war 1715 gestorben ...

(unten: Das ist eine Übertragung, das Original ist handschriftlich und zu finden in den Taufregistern St.Georg, Marl, Bistumsarchiv Münster/ matricula online...)


Der Grabstein der Judith von Loe :

"Anno 1723 den 3. August ist die

hochwohlgeborene Judith von und zum Loe

selig in dem Herrn entschlafen"

Gefunden wurde der Grabstein an/bei der Kapelle von Haus Wischlingen/Westhusen im heutigen Revierpark Wischlingen in Dortmund (-Huckarde). Dort, so meine Vermutung, lebte sie bei ihrer Verwandtschaft. Ihre Tante Elbrecht (die Schwester ihres Vaters) hatte dorthin, nach Westhusen (Hoete, siehe oben), geheiratet, die Kapelle war eine evangelische und die Verwandtschaft ebenso.

(Im Vest RE galt ab 1614 ein Ansiedlungsverbot des Kurfürsten Ferdinand (von Bayern) für "Unkatholische").

Bodo Stratmann schreibt mir dazu:

".. am 17.03.2010 wurde von mir für das Foto in der Nähe der ev. Kapelle die Platte freigelegt.... Im katholischen Horstmar (Fürstbistum Münster, sie hatte in und um Horstmar Besitz ererbt und dort Verwandte) und im Vest Recklinghausen war die Rekatholisierung auf dem Höhepunkt angekommen. Daher fühlte sie sich in der preußischen Grafschaft Mark bei ihren reformierten Verwandten vermutlich besser aufgehoben und dort war sie sehr gut vernetzt..."

(http://wiki-de.genealogy.net/Haus_Loe, bearbeitet von Bodo Stratmann. Vgl. auch:

Marler Jahrbuch 1987, S.46,47.) (KM)

 

Inzwischen habe ich eine Quelle gefunden aus dem Jahre 1676 über bzw. von Judith: Ein Brief mit (eigenhändiger Unterschrift Judiths und ihrem Aufenthaltsort , nämlich "Haus Loe" ...)

Die Quelle ist in Arbeit, ein nächster wirklicher Beweis für die Erfindung der"Wilden Hummel"...Hier schon mal das Ende des Briefes mit der Unterschrift. Sie war nicht "mit einem Schweden unterwegs. Sie war einfach zu Hause "zum Loe".

Zum Vergleich die Unterschrift ihrer jüngeren Schwester Maria:

Maria scheint beim Schreiben nicht so geübt gewesen zu sein wie Judith.

Beide Briefe waren an einen gewissen Herrn Franz von Galen gerichtet. 

Dieser Neffe des damalige Fürstbischofs Münster hatte zuerst Judith angeboten, dem (neueingerichteten) freiweltlichen Damenstift Wietmarschen beizutreten. Nachdem Judith dies abgelehnt hatte . wurde dies Angebot an Maria gerichtet, und diese sagte mit diesem Brief zu. 

Galen war der Stifter, Bedingung für den Beitritt war der katholische Glauben.

Judith war und blieb evangelisch...