Die NS-Zeit nach 1933


SA marschiert, hier unter dem Tarnnetz der CWH (heute Chemiepark, Evonik).

Aus dem Marler Einwohnerbuch 1937: NSDAP-Dienststellen(Ortsgruppen) mit Unterorganisationen wie SA,NSKK (KraftfahrerKorps), FK (FliegerKorps), HJ (Hitlerjugend) und Deutsches Jungvolk , Bund Deutscher Mädel, Jungmädel, Frauenschaft, Lehrerbund etc.

NSDAP 1941: Innerhalb von 4 - 5 Jahren erheblich gewachsen (aus: Adressbuch des Amtes Marl 1941, S.3 und 4)

 

"Dieser Betrieb steht geschlossen in der Deutschen Arbeitsfront

Das Amtshaus, Vikariestraße.


Der Nazi-Ausdruck "Alte Garde" bezieht sich auf die NS-Parteimitglieder vor 1933.

BDM ist der NS-"Bund Deutscher Mädel". Diese Kaffeefahrt fand 1939 statt. Es herrschte eine großartige Stimmung während des Besuches der "Hohen Gäste"...(Es gab in Marl keine Juden und keine Bibelforscher mehr.)

Bilder und Textausschnitt aus: Vestischer Kalender 1940.


Die Reiter-SA
Die Reiter-SA

Auguste Mielke geborene Knorr, wohnte im Beisen 57d. 

 

Sie gehört seit 1931 zur IBV (Internationale Bibelforscher Vereinigung). Am 24. Dezember 1936 um 9.30 Uhr wird sie festgenommen. 

Nach Beendigung ihrer Schutzhaft am 30. Dezember 1936 kommt sie in Untersuchungshaft

ins Gerichtsgefängnis Recklinghausen. Am 6. Juli 1937 wird die Anklageschrift für die Gerichtsverhandlung des Sondergerichts Dortmund geschrieben.

Am 29.7.1937 wird sie in Dorsten zu 10 Monaten Haft verurteilt. Die Untersuchungshaft wird angerechnet.

Frieda L., geborene Klawuhn, berichtet:

„Nach der Entlassung aus dem Gefängnis nimmt Auguste Mielke sofort mit den Zeugen Jehovas am Ort Kontakt auf. Einen Tag später wird sie von der Gestapo abgeholt und ins KZ gebracht – vermutlich Moringen. Am 21.2. 1938 wird sie ins KZ Lichtenburg überstellt – siehe Liste und die Historiker Langhammer und Seybold. Sie ist im Dezember 1942 in einem KZ gestorben. Die Urne mit der Asche wird Johanna K, einer Zeugin Jehovas aus Marl-Brassert, überstellt.“


August Wysa war von Beruf Hauer, geboren am 8.November 1899 in Gelsenkirchen-Bismarck, wohnte in Marl-Brassert auf der Mittelstraße 3a mit seiner Familie. 

August Wysa hatte sich 1930 der IBV (Internationale Bibelforscher Vereinigung) angeschlossen. Schon im Juli 1935 wurde August Wysa wegen seiner Tätigkeit als Bibelforscher von seiner Arbeitsstelle entlassen. Bis zu seiner Festnahme übte er die Aufgabe

eines Gruppenleiters aus, d.h. er organisierte Bibelstunden und führte sie

durch. Am 18.12.1936 wurde er verhaftet. 

Bis zum 30. Dezember 1936 blieb August Wysa in Schutzhaft. Anschließend, bis zur Verhandlung im Juli 1937, wartete er in Untersuchungshaft im Gerichtsgefängnis Recklinghausen.

Am 29. Juli wurde er in Dorsten zu 1 Jahr und 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Er verblieb in Dorsten bis zum 19. August 1937 und wurde dann nach Bochum verlegt. Dort besuchte ihn seine Frau alle 6 Wochen. Zur Beerdigung seiner Mutter

bekam August Wysa einen Tag Hafturlaub. Am 28. November 1937 wurde er nach

Wuppertal-Elberfeld verlegt, wo er bis zum 21. September 1938 blieb. Er weigerte sich weiterhin, seinen Glauben zu verleugnen.

 Er wurde ins KZ Buchenwald gebracht. Der erste Brief aus Buchenwald ist vom 04.11.1938 Häftlingsnummer 1967 Block 11 datiert, ein zweiter Brief ohne Datum, aber vom Inhalt anschließend, weist ihn dem Block 44 zu, wie auch alle weiteren Briefe in monatlichem Abstand bis zum 16.02.1941.

Es folgt eine Karte mit dem Hinweis auf Verlegung jedoch ohne Datum.

 

Der erste Brief aus dem KZ Sachsenhausen-Oranienburg, Häftlingsnummer 36 956 Block W ist datiert vom 23.03.1941. Weitere Briefe folgen in monatlichem Abstand bis zum 17.08.1941.

Am 14.09.1941 schreibt er einen Brief aus dem KZ Wewelsburg; er hat den Brief seiner Frau Olga vom 12.08.1941 erhalten. Er wird geführt als Häftlingsnummer 278 in Block 4.

 

 Ab dem 19.04.1942 erfolgen Briefe mit dem Briefkopf vom KZ Niederhagen/Wewelsburg. Ein Brief vom 17.05.1942 mit der Häftlingsnummer 278 ordnet seinen Aufenthalt dem Block 3 zu.

Der letzte Brief aus dem KZ Niederhagen datiert vom 07.03.1943.

 

Der nächste Brief stammt aus dem KZ Ravensbrück und datiert im Mai, vermutlich 1943. Er wird mit der Häftlingsnummer 3690 geführt und zuerst dem Block 2, dann dem Block 1 zugeordnet. Der letzte Brief aus Ravensbrück datiert vom September 1944.

Am 30.09.1944 kommt August Wysa in einem Transport von 203 Männern aus dem Männerlager Ravensbrück in Bergen-Belsen an.

Im November 1944 erhält Olga Wysa einen Brief aus dem KZ Bergen-Belsen. August Wysa wird unter der Häftlingsnummer 3778 in Block 1 geführt.

Ein zweiter und letzter Brief ist nicht datiert, enthält den Hinweis, dass Geld und Pakete zugelassen sind; die Schrift ist deutlich größer.

 

Am 15. April 1945 wurde das Lager Bergen-Belsen von den Engländern befreit. Olga Wysa erhielt 1945 keine Erlaubnis, dorthin zu reisen.

 

Am 9.5.1945 wurde August Wysa für tot erklärt.

 

(zur Verfügung gestellt von den Zeugen Jehovas Marl, 2012)


Zunehmende Entrechtung: oben:

Bibelforscher (Zeugen Jehovas) 1937.

(August Wysa und Auguste Mielke, beide aus Marl und ebenfalls verhaftet, überleben nicht).

unten:

Juden sind in Marl unerwünscht, 1935. ihre Geschäfte werden boykottiert,

sie werden sozial isoliert und aus vertrieben. Nach dem 11.11.1938 gibt es in Marl keine Juden mehr.



Die "Nürnberger Gesetze" zur "Reinhaltung deutschen Blutes". 15.September 1935


Leo Kottewitz(-Straße):

SA-Mann; Bergmann, 01.11.1931 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnummer 747.913), Mitglied der Motor SA, dem Antrag der Eltern (SA-Mann Johann und Antonie Kottewitz) bei der NSDAP-Hilfskasse zufolge "in Ausübung seines Dienstes als Motor-SA-Mann von einem Motorradappell kommend auf der Wegestrecke von Recklinghausen", morgens 1 Uhr, verunglückt und bereits bei Einlieferung in das Recklinghäuser Prosper-Hospital verschieden,

nach polizeilichen Angaben verunglückt ohne Fremdverschulden;

1932 [?] Ablehnung von Unterstützungsleistungen für die Eltern durch die Marler Ortsgruppenleitung bzw. die SA-Motorsturm Recklinghausen, da Kottewitz seine Beitrage für die Motorradfahrerkasse nicht regelmäßig gezahlt habe;

07.08.1935 Ablehnung der Elternrente (Gesetz über die Versorgung der Kämpfer für die nationale Erhebung/NKVG vom 27.02.1934), da keine Bedürftigkeit vorliegt, erneut am 19.11.1941.

 

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Zitierweise:
Marcus Weidner, Die Straßenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe während des Nationalsozialismus. Datenbank der Straßenbenennungen 1933-1945, Münster 2013ff. <http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/nstopo/strnam/Begriff_613.html> (Stand: 11.12.2015)