Die Chemischen Werke Hüls

Auf solchem Gelände der Drewer Mark wurde ab 1939 die (damalige) CWH und 1956 das neue Buna-Werk gebaut.

Die Schienen der CWH-Werksbahn werden verlegt (1938/39)

Die IG Farben Chemie lässt in Marl(-Drewer) ein kriegswichtiges neues Werk bauen, (im Rahmen des "Vier-Jahres-Plans" zur Kriegsvorbereitung). Künstlicher Kautschuk (Buna) wird dringend benötigt u.a. zur Herstellung von LKW-Reifen. (Siehe unten: Buna)

 

Buna und Marl – CWH

(wikipedia.org/wiki/Buna)

Im Herbst 1935 wurde auf dem Gebiet der Gemeinde Schkopau nördlich von Merseburg im heutigen Sachsen-Anhalt von der I.G. Farbenindustrie eine erste Produktionsstätte unter dem Namen „Buna-Werke“ Schkopau (später auch Chemische Werke Buna Schkopau) errichtet. Als Energiequelle diente die abgebaute Braunkohle; die benachbarten Leunawerke am Rande der Stadt Leuna lieferten den notwendigen Wasserstoff.

Die Massenproduktion erfolgte ab 1939. (Buna I).

Das Verfahren wurde auch in Lizenz an die Chemischen Werke Hüls vergeben, einer

74 prozentigen Tochtergesellschaft der I.G. Farben, die zum Zwecke der Buna-Produktion

1938 in Marl gegründet worden war (Buna II). Die Bergwerksgesellschaft Hibernia, welche die restlichen 26 Prozent der Anteile besaß, lieferte die notwendigen Rohstoffe.

Auch hier war die Massenfertigung drei Jahre später in Betrieb.

Da das nationalsozialistische Regime die Unabhängigkeit von importierten Rohstoffen (hier Naturkautschuk) anstrebte, wurde Buna ab 1937 erstmals großtechnisch produziert. Ein dritter I.G.-Farbenbetrieb wurde Ende der dreißiger Jahre für Fürstenberg konzipiert, letztlich aber 1940 im Werk Ludwigshafen am Rhein realisiert.

Ab 1941 schließlich baute die I.G. Farben ein viertes und rund 20 Hektar großes Bunawerk (Buna IV) beim Konzentrationslager Auschwitz III Monowitz.

Für den Bau des Werkes IG Auschwitz, wurden Zwangsarbeiter eingesetzt, von denen 20.000 bis 25.000 in diesem System der Vernichtung starben.

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Zwangsarbeiters beim Bau dieses Werkes betrug drei Monate und das Arbeitslager zählte bis zu hunderttausend Häftlinge. 

 

(nach: Der Lichtbogen Nr 207, September 1988)

 

Knapp 30% der gesamten Buna - Produktion war CWH Produkt,

1944 sogar weit über ein Drittel. Auch die CWH war für die Kriegsführung überaus wichtig.

Ohne die IG Farben wäre der Krieg nicht möglich gewesen...

(Ähnlich wie die Chemieindustrie im 1.Weltkrieg dafür sorgte, dass der Krieg nach der Schlacht an der Marne (1914) überhaupt noch weiter geführt werden konnte...)

 

Foto oben:

"Von heute an wird Hüls bekannt, Hülser Buna rollt durchs Land" - 29.8.1940,

(aus "Lichtbogen", 1954/1, S.4).

Unten: Das IG-Farbenwerk Auschwitz(III) - Monowitz (Buna IV)

Ein Plan von Auschwitz:

Links das Vernichtungslager Birkenau (Auschwitz II).

Rechts das (Privat-)Lager des IG Farben Konzerns Monowitz, gebaut wegen des Werkes

Buna IV (Auschwitz III).

In der Mitte unten das Stammlager Auschwitz I.


Karteikarten von Zwangsarbeiterinnen aus Polen und der Ukraine, die bei den CWH "eine Umschulung bzw. Ausbildung" für Auschwitz machen sollten. Gemeint ist das Werk Auschwitz-Monowitz der IG Farben, auch Buna IV genannt (dazu das KZ Auschwitz III).

 

Die obere Karte ist die Karte von Josefa Lazuga, seit dem 6.6.44 in Hüls, seit dem 31.8. krank, handschriftlich: "Ist zur Ausbildung für Auschwitz hier".

 

Die untere Karte zeigt die Namen von Lazuga und anderen Frauen mit Ausbildungsziel "Ofenfahrer" und "Einspritzpumpenfahrer". Lazuga mit Vermerk "entlassen" und durchgestrichen...


Ein Urteil im IG Farbenprozess von Nürnberg am 29./30.Juli 1948:

 

1: Wegen Planung und Vorbereitung eines Angriffskrieges: Keine Verurteilung.

2: Wegen Raub und Plünderung: 9 Verurteilungen, u.a. ter Meer, Schmitz (Hermann), Schnitzler, Max Illgner. 14 Freisprüche.

3: Wegen Versklavung und Tötung (zivil und KZ):

Verurteilung von Krauch, ter Meer, Ambros, Bütefisch und Dürrfeld.

4: Mitgliedschaft SS: Freisprüche für alle, 3 waren Mitglied, u.a. Bütefisch.

 

Die höchsten Strafen waren:

Carl Krauch 6 Jahre Gefängnis, 1950 frei, ab 1955 wieder bei den CWH (das "Von" und das "K" auf dem Foto sind falsche Angaben).

Hermann Schmitz 4 Jahre, ab 1949 frei, u.a. ab 1952 "Deutsche Bank".

Fritz ter Meer 7 Jahre, 1950 frei, 1955 Aufsichtsrat "Bayer".

Otto Ambros 8 Jahre, 1952 frei, danach bei "Grünenthal" und anderen Pharma-Unternehmen,

Berater  von Flick (dieser war selber vom Militärgericht IV im Fall 5 zu mehrjähriger Haft verurteilt worden).

Heinrich Bütefisch 6 Jahre, (SS nicht bestraft, Buna IV), 1951 frei, 1952 "Ruhrchemie".

Max Illgner 3 Jahre, bereits 1948 frei.

Walter Dürrfeld 8 Jahre …(Betriebsführer KZ Buna IV), ebenfalls vorzeitig entlassen...

(Die übrigen zwischen 1 und 2 Jahren).

 (nach Borkin, J., Unheilige Allianz IG Farben, S.207 ff.)

 

In der Zeit von 1949 bis 1953 wurden in der Bundesrepublik Deutschland wesentliche Voraussetzungen zur gesellschaftlichen Integration von NS-Tätern geschaffen. Im Unternehmen Grünenthal erhielten nach Berichten der WAZ ab den 1950er Jahren unter anderem ehemalige nationalsozialistische Chemiker und Mediziner, die an Menschenversuchen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern beteiligt waren, Anstellungen; auch Otto Ambros, einer der Verantwortlichen für das KZ Auschwitz III,... (d.i. das IG Farben KZ Monowitz für Buna IV…) .14][15]

Grünenthal ist das Unternehmen, welches Contergan hergestellt und verkauft hat, der Wirkstoff "Thalidomid" wurde u.a. in Monowitz an Häftlingen getestet.

(14: Wie Nazi-Ärzte bei der Contergan-Firma Grünenthal aufstiegen Der Westen (WAZ) vom 12. März 2012 ↑

15: Roger Williams: The Nazis and Thalidomide: The Worst Drug Scandal of All Time, auf newsweek.com vom 9. Oktober 2012, abgerufen am 5. Dezember 2015, https://de.wikipedia.org/wiki/Grünenthal)

 

 

 

aus: Borkin, Joseph,: Die unheilige Allianz der IG Farben. Frankfurt 1979 u. Büchergilde Gutenberg 1986, ( Bildteil zwischen S. 112 und 113, Strafen nach S.207 und 208.) 

unten: Der Lichtbogen 1954/1. Seite 8/9:  "Alte Freunde"

1954: Für den "Lichtbogen" sind die Verurteilten von 1948 "Alte Freunde". Auch der damalige Stadtbürgermeister R. Heiland beteiligte sich am Willkommensfest...


CWH Südtor 1955 (Lipper Weg)

Die erste Ausgabe der Werkszeitschrift "Der Lichtbogen" Dezember 1951.

Ein Grußwort von Paul Baumann.

"Der Lichtbogen soll eine Art Familienzeitung sein...Das schwere Schicksal, das wir im letzten Jahrzehnt durchstehen mussten, hat uns Deutsche verschlossen gemacht..."

 

(Ein schweres Schicksal? Seit 1941? Die Deutschen?? Ich weiß, welche Deutsche er nicht meint.

Seit 1933 haben IG Farben,  Herr Baumann Herr ter Meer und andere ein sehr profitables Schicksal durchlitten. Ich kann nicht glauben, dass er die gequälten und ermordeten Zwangsarbeiter meint. Und spätestens 1952 ging es ter Meer und Ambros wieder gut, s.o.)